Hirnforscher Gerald Hüther hält viele Kinder für unterfordert. "Alle Kinder kommen mit einem unglaublichen Potenzial zur Welt", so der Professor für Neurobiologie an der Universität Göttingen. Von den vielen anfänglich hergestellten Nervenzellverknüpfungen würden aber nur diejenigen stabilisiert, die auch genutzt werden. "Wir alle sind nur eine Kümmer- Version, was aus uns hätte werden können", sagt Hüther. Eltern, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen und Lehrer könnten dazu beitragen, dass dieses Potenzial der Kinder nicht verloren geht, sondern gefördert wird. "Es müssen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, dass die Kinder viele unterschiedliche praktische Erfahrungen machen können. Nur diese werden im Gehirn fest verankert", sagt der Professor. Als Beispiel nennt er, dass Kinder älteren Menschen vorlesen oder Englisch beibringen.
Die Erwachsenen dürften dem Nachwuchs das, was er lernen soll, nicht fertig vorsetzen. "Kinder brauchen immer wieder Gelegenheit, etwas zu erfahren, was unter die Haut geht, was sie berührt und begeistert. Deshalb werden diejenigen die besten Erzieher und Lehrer, die selbst noch neugierig sind und die Kinder mögen", sagt Hüther. "Eine gute Schule erkennt man daran, dass die Schüler traurig sind, wenn der Unterricht ausfällt, weil der Lehrer krank ist oder die Schulferien beginnen." (Quelle: dpa)
Gerald Hüther gehört auch dem Beirat des Thüringer Projekts "Hirngerechte Bildung in Kindergarten und Schule" an. Weitere Informationen erhalten Sie hier.
Quelle: Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen