Nicht wenige Kinder / Jugendliche haben Furchtbares miterlebt und sind dadurch traumatisiert. Auch die Umstände der Flucht, die Entwurzelung und der „Kulturschock" in der neuen Umgebung können traumatisch wirken. Dies bedeutet aber nicht, dass in jedem Fall gravierende psychische Probleme die Folge sind und Traumata immer therapeutisch aufgearbeitet werden müssen. Die Fähigkeit von Menschen zu „Verdrängen" ist geradezu überlebensnotwendig und erhält in lebensbedrohenden Situationen die Handlungsfähigkeit. Erst wenn betroffene Kinder / Jugendliche bei uns zur Ruhe kommen, wird sich klären, ob und wie sie ihre Erlebnisse verarbeiten können und welche weitere Hilfen sie benötigen.
Lehrkräfte sollten auf ihr „Bauchgefühl" vertrauen und Fachkräfte (Sozialarbeiter, Schulpsychologen, Ärzte) hinzuziehen, wenn sie den Eindruck gewinnen, dass ein Kind / Jugendlicher weiterer Unterstützung bedarf. Nicht hilfreich ist aber die Annahme, Traumata müssten zuvor aufgearbeitet sein, bevor Lehrerinnen und Lehrer pädagogisch wirken können. Dadurch unterschätzen und entwerten Lehrkräfte ihre eigenen Beiträge und Wirksamkeit zur Überwindung von Traumata bei Flüchtlingskindern: Die gute pädagogische Arbeit einer Schule dient bereits der Stabilisierung und Resilienzförderung.
Die Thematik wird breiter ausgefĂĽhrt in unserer Handreichung "Schule als sicherer Ort"