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Mach mal Pause – auch beim Fragen!

Bildquelle: Pixabay

Denken braucht Zeit, doch wie viel Zeit geben wir den Schüler*innen zum Denken, wenn wir ihnen eine Frage gestellt haben?

Eine Studie von Heinze und Erhard (2006) ergab, dass den Schüler*innen weniger als drei Sekunden zum Denken gegeben werden. Im Mittel lag die Zeit zwischen Lehrerfrage und der ersten Schüler*innen Antwort bei 2,5 Sekunden. Die Ergebnisse dieser Studie wurden über verschiedenen Schulformen, Altersgruppen, Fächern und Länder hinweg repliziert (Tobin, 1987).

 

Doch reichen 2,5 Sekunden aus?

In dieser Zeit müssen die Lernenden schließlich nicht nur das Gehörte verarbeiten und sich eine Antwort überlegen, sondern auch aus dieser Antwort eine verständliche Lösung formulieren. Es ist also fraglich, ob 2,5 Sekunden ausreichend sind.

 

Was passiert, wenn die Zeit zwischen Frage der Lehrkraft und der Antwort der Schüler*innen auf 3 bis 5 Sekunden erhöht wird?

Es zeigte sich, dass sich nicht nur das Antwortverhalten der Schüler*innen veränderte, sondern auch das Frageverhalten der Lehrkräfte.

Diese stellten Rowe (1969) zur Folge weniger dafür aber passendere Fragen. Außerdem berichtet Rowe (1969), dass Lehrer*innen Lernenden die sie zuvor als langsame Lerner eingestuft hatten mehr zutrauten. Nach Tobin (1986) reduzierte sich zwar die Anzahl der gestellten Fragen pro Unterrichtseinheit. Dies wurde jedoch durch die gestiegene Länge der Antworten kompensiert. Zudem reduzierte sich auch die Häufigkeit mit der die Schüler*innen keine Antwort auf eine Frage nennen konnten (Tobin, 1986).

Insgesamt trägt die längere Wartezeit zu elaborierteren Schüler*innen Antworten und einer aktiveren und niveauvolleren Beteiligung am Unterricht bei (Ingram & Elliot, 2016).

 

Was bedeutet dies für den Unterricht?

Betrachtet man diese Erkenntnisse unter dem Aspekt der Ergebnisse der PISA -Studie so wird ihre Bedeutung deutlich. Deutsche Schüler*innen zeigten in der PISA -Studie gute Ergebnisse in Aufgaben, die Routinen auf einem einfachen Level abfragten. Die Schüler*innen hatten keine Probleme mit Aufgaben, die Ein-Schritt-Argumentationen erforderten (Heinze & Erhard, 2006). Schwierigkeiten hatten die Schüler*innen mit dem Entwickeln von Lösungsstrategien und der Kombination von Argumenten (Blum & Neubrand, 1998, Deutsches PISA-Konsortium, 2001).

Dieses Problem könnte durch die Verlängerung der Wartezeit zwischen Frage und Antwort zumindest teilweise angegangen werden, da Denken auf einem höheren und elaborierteren Level erreicht werden kann.

Allerdings gibt es bisher noch wenig Studien, die sich mit den Effekten von Wartezeit auf den Lernzuwachs auseinandergesetzt haben (Tobin, 1987).

 

(Text: S. Link - vielen Dank!)

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