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Deutsches Schulbarometer: Aktuelle Erkenntnisse über Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Lehrkräfte

Quelle: www.deutsches-schulportal.de

Die guten Nachrichten zu Beginn: die aktuelle Berufszufriedenheit unter Lehrer*innen ist hoch. Das belegen die aktuellen Ergebnisse einer im Auftrag der Robert-Bosch-Stiftung durchgeführten, repräsentativen Forsa Befragung von 1017 Lehrkräften an allgemeinbildenden und berufsbildenden Schulen. Bundesweit sagen rund drei Viertel der Lehrkräfte, dass sie eher zufrieden und sehr zufrieden mit ihrem Beruf sind. Auch die Aufnahme ukrainischer Schüler*innen stellt für die Mehrzahl der befragten Lehrkräfte zum Befragungszeitpunkt noch keine große Herausforderung dar, nur aufgerundet jeder Zehnte der Befragten erlebte dies als belastend.


Aktuelle Herausforderungen

Die Thematisierung aktueller Herausforderungen an den Schulen in der Befragung zeigt die Corona Krise mit ihren Maßnahmen an erster Stelle (38%), gefolgt vom Lehrkräftemangel (26%) sowie dem Verhalten und mangelndem Lernwillen der Schüler*innen (21%). Mögliche Folgen hieraus sind, dass 71% der Lehrkräfte der Aussage zustimmen, dass ihre Schule aktuell einigen Schüler*innen keine angemessene Unterstützung anbieten kann und zwei Drittel die Einschätzung teilen, dass die Förderung des psychischen Wohlbefindens der Schüler*innen wichtiger sein sollte als das Erfüllen der Lehrpläne und das obwohl immerhin 13% aller Lehrkräfte bei drei von 4 Schülern deutliche Lernrückstände feststellen.  

Belastungen der Lehrkräfte im Kontext Verhaltensweisen von Schüler*innen
62% der Lehrer*innen geben an, nicht genügend Zeit für Beziehungsarbeit in ihrem Unterricht zu haben. Ein besorgniserregender Umstand, wenn man auf den beobachteten Anstieg von Verhaltensauffälligkeiten blickt: Jede zweite Lehrkraft beobachtet eine Abnahme an sozialen Fähigkeiten und benennt einen Mangel an Empathie.   4 von 5 Lehrkräften verzeichnen eine Zunahme von Motivations- und Konzentrationsprobleme seit Beginn der Corona Pandemie. Jede Zweite registriert einen deutlichen Anstieg von körperlicher Unruhe (52%) auf der einen und Niedergeschlagenheit (42%) auf der anderen Seite. Im Vergleich zu der letzten, von der Robert-Bosch-Stiftung in Auftrag gegebenen Befragung (09/21) nehmen doppelt so viele Lehrer*innen einen deutlichen Anstieg des aggressiven Verhaltens wahr, und mit 36% steigt die Zahl der Lehrer*innen, die Schulabsentismus als negative Verhaltensweise registrieren, um 12 Prozentpunkte.

Arbeitsbelastung und Gesundheit

Die Befragung zeichnet ein klares Bild der derzeitigen Arbeitsbelastung in den Kollegien. Bundesweit schätzen 92% der Befragten die Arbeitsbelastung als sehr hoch (46%) und hoch (46%) ein, wogegen nur 7% sie als angemessen bezeichnen und nahezu niemand sie als gering oder sehr gering erlebt. In NRW melden sogar 56% der Lehrkräfte eine sehr hohe Arbeitsbelastung zurück. Auch der Blick auf den Arbeitsalltag unterstreicht die hohe Belastung der Lehrer*innen im 3 Jahr der Corona Pandemie. So geben 79% der Befragten an, (sehr) häufig an Wochenenden zu arbeiten und jede fünfte Lehrkraft arbeitet zusätzlich (sehr) häufig nachts zwischen 22.00 und 6.00 Uhr. Rund die Hälfte aller befragten Lehrer*innen verfügen über weniger als 11 Stunden freier Zeit zwischen den Arbeitstagen.

Diese hohe Belastung hat Folgen für die Lehrer*innengesundheit. Tägliche oder häufige körperliche Erschöpfung beschreiben 62% der Befragten. Aber auch Nacken- und Rückenschmerzen (43%), mentale Erschöpfung (46%) sowie innerer Unruhe (45%) wird von vielen Lehrkräften genannt. Desweiteren berichtet jede dritte Lehrkraft von Schlafstörungen (33%), Unkonzentriertheit (34%) oder erhöhter Reizbarkeit (33%).

Fazit

Das Wissen um die Belastung der Lehrkräfte ist nicht neu, seit Jahren wird sie durch Umfragen und Forschungsprojekte belegt. Die Corona Pandemie wirkt in Schule jedoch wie ein Katalysator, so nehmen Verhaltensauffälligkeiten von Schüler*innen drastisch zu und die Aufgabenfelder von Lehrkräften werden stetig erweitert, ohne dass die Aufstockung des Personals Schritt hält. Das führt dazu, dass Lehrer*innen bereits häufig und seit längerem über ihre Belastungsgrenze hinaus agieren.  


Unterstützung

Alle Lehrkräfte im Kreis Borken können sich auch in solchen Fragen direkt an die Regionale Schulbratungsstelle des Kreises Borken wenden. Am besten nehmen Sie hier per Telefon oder per Email Kontakt auf.

Auch auf den Seiten der Bezirksregierung Münster sind im Kontext der im Jahr 2021 zum zweiten Mal durchgeführten COPSOQ - Befragung Beratungs- und Unterstützungsangebote zu finden.


Mehr Infos

Quelle der Studie und der Abbildungen

Robert Bosch Stiftung (2022): Das Deutsche Schulbarometer: Aktuelle Herausforderungen der Schulen aus Sicht der Lehrkräfte. Ergebnisse einer Befragung von Lehrkräften allgemeinbildender und berufsbildender Schulen durchgeführt von forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH. Stuttgart.

 

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